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Warum "Junge Selbsthilfe"?

Junge Erwachsene in der gemeinschaftlichen Selbsthilfe
 

Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungsprozesse nimmt die Bedeutung von Selbsthilfe-Unterstützung für junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren stetig zu. Insbesondere die veränderte Lebens- und Arbeitswelt stellt junge Erwachsene vor neue Herausforderungen - in der Beziehung, in Ausbildung und Beruf.

Junge Erwachsene mit chronischen Erkrankungen sehen sich in besonderem Maße in der Bewältigung ihrer biographischen Situation mit individuellen, sozialen und gesellschaftlichen Anforderungen konfrontiert.

Junge Menschen entdecken die Selbsthilfe-Unterstützung durch junge Gleichbetroffene zunehmend als eine Strategie zur Bewältigung ihrer herausfordernden Lebenssituation. Sich in „eigener Sprache“ austauschen, digital kommunizieren, sich treffen und gemeinsam aktiv sein - so möchten viele junge Menschen Selbsthilfe erleben.

Mit der Jungen Selbsthilfe öffnet sich die Selbsthilfe-Unterstützung seit vielen Jahren für die Bedarfe junger Erwachsener und schafft zielgruppenspezifische Zugänge und Formate - von jungen Erwachsenen für junge Erwachsene und mit professioneller Unterstützung.

 

Selbsthilfe-Kontaktstellen in NRW

Professionelle Unterstützung und Begleitung der Jungen Selbsthilfe vor Ort

 

Einige Selbsthilfe-Kontaktstellen in NRW machen sich die Junge Selbsthilfe zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit, entwickeln zielgruppenspezifische Materialien, Selbsthilfeformate und Projekte und stärken vor Ort die Kooperation und Vernetzung junger Aktiver.

Durch die vielfältigen Initiativen der Kontaktstellen konnten landesweit über 80 Selbsthilfegruppen-Themen entstehen, zu denen junge Menschen sich austauschen, unterstützen und so Herausforderungen gemeinsam meistern.

Seit 2021 findet halbjährlich ein durch die KOSKON NRW veranstalteter und moderierter digitaler Austausch der Selbsthilfe-Kontaktstellen/-Büros in NRW zum Thema „Junge Selbsthilfe“ statt. 

Der Initiative von Kontaktstellen sind auch neue Selbsthilfe-Formate zu verdanken, die insbesondere junge Menschen für das Thema Selbsthilfe sensibilisieren. So wurde beispielsweise nach einer Idee der Kontaktstelle Kreis Steinfurt im Jahr 2014 die „HörBar – Selbsthilfe zum Reinhören“ entwickelt, die an einzelnen Hörstationen präsentiert wurde und auch als Podcast verfügbar ist.

 

Arbeitskreise in NRW

Von jungen Engagierten für junge Engagierte
 

In Nordrhein-Westfalen hat sich Anfang 2019 die Initiative “Junge Selbsthilfe NRW” (ehemals “Arbeitskreis Junge Selbsthilfe NRW”) gegründet, in dem Selbsthilfe-Engagierte im Alter zwischen 18 und 35 Jahren die Junge Selbsthilfe in NRW bewegen.

KOSKON NRW und die Gesundheitsselbsthilfe NRW waren im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung Wegbereiterinnen der Gründung. Junge Selbsthilfe NRW hat sich inzwischen verselbständigt und trifft sich präsent bzw. digital mehrfach im Jahr zu spezifischen Themen oder Seminaren. In Untergruppen - Referate genannt - werden die Themen Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltung bearbeitet. Mit einem eigenen Instagramm-Auftritt ist Junge Selbsthilfe NRW inzwischen auch in den sozialen Medien vertreten. Die Initiative hat zudem eine aktive Rolle in dem in 2023 gestarteten Projekt der LAG SELBSTHILFE NRW "Selbsthilfe trifft junge Leute".

Auf regionaler Ebene hat sich mit dem Arbeitskreis Junge Selbsthilfe Aachen auch in Aachen ein engagierter Kreis zu diesem Thema formiert, in dem Selbsthilfe Aktive und Nicht-Aktive gemeinschaftlich an verschiedenen „jungen“ Projekten arbeiten.

Die Junge Selbsthilfe ist darüber hinaus eng assoziiert mit dem seitens der Selbsthilfeakademie NRW initiierten Arbeitskreis "Selbsthilfe in die Lehre bringen", der sich die Gewinnung von Multiplikator*innen in Bildungsinstitutionen zum Ziel setzt.

 

Selbsthilfe-Dachverbände in NRW

Verbandliche Unterstützung der Jungen Selbsthilfe auf Landesebene
 

Die Gesundheitsselbsthilfe NRW als ein Zusammenschluss gesundheitsbezogener Selbsthilfe-Landesverbände und die LAG SELBSTHILFE NRW als ein behinderungs- und krankheitsübergreifender Dachverband greifen das Thema Junge Selbsthilfe in Veranstaltungen und Fortbildungen auf und platzieren es auf landespolitischer Ebene.

Die Gesundheitsselbsthilfe NRW brachte in 2021 beim gesundheitspolitischen Fachgespräch der Selbsthilfe- und Patientenvertreter*innen das mit der Jungen Selbsthilfe eng assoziierte Thema "Transition - Übergang in der Versorgung von Jugendlichen zu Erwachsenen" ein. Das Thema Transition wurde in 2022 mit zwei Online-Austauschformaten „Transitionsprozesse bei jungen Erwachsenen mit einer Mehrfachbehinderung“ sowie "Transitionsprozesse: Perspektive Angehörige/Familien" weiterentwickelt und beim gesundheitspolitischen Fachgespräch der Selbsthilfe- und Patientenvertreter*innen mit Minister Laumann eingebracht.

Die LAG SELBSTHILFE NRW stellte anlässlich ihres 50. Jubiläums die Arbeit junger Selbsthilfegruppen und Vereinigungen einem breiten Publikum vor. In 2022 projektierte die LAG SELBSTHILFE NRW zwei Veranstaltungen in Kooperation mit Engagierten aus dem Arbeitskreis Junge Selbsthilfe NRW, so eine Veranstaltung zum Thema "Kompass Behinderten- und Patient*innen-Politik" zur Entwicklung eines Forderungspapiers für die Landesregierung sowie eine Veranstaltung unter dem Titel "Lust auf Vereinsarbeit? Nachwuchsgewinnung in der Selbsthilfe". In 2023 startete die LAG SELBSTHILFE NRW in Kooperation mit der Initiative “Junge Selbsthilfe NRW” das Projekt "Selbsthilfe trifft junge Leute".

 

NAKOS

Anregung und Unterstützung der Jungen Selbsthilfe auf Bundesebene
 

Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) agiert als Bundesorganisation bereits seit 2009 als Unterstützerin der Jungen Selbsthilfe.

Die NAKOS stellt auf dem Themengebiet der Jungen Selbsthilfe eine entsprechende Materialserie und Fachbeiträge bereit, erprobt Aktivierungsangebote mit Selbsthilfe-Kontaktstellen und veranstaltet Workshops und Tagungen. Bis 2020 veranstaltete die NAKOS die Bundestreffen Junge Selbsthilfe. Die NAKOS ist zudem Veranstalterin von Seminaren zu diesem Arbeitsfeld.

Mit dem Internet-Portal „Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?“, das junge Menschen über die Möglichkeiten gemeinschaftlicher Selbsthilfe informieren möchte und eine Listung junger Gruppen führt sowie dem durch junge Autor*innen bespielten Blog „Lebensmutig. Junge Selbsthilfe“, möchte die NAKOS den Bereich der Jungen Selbsthilfe auch über neue, digitale Zugangswege erschließen. In 2023 ist der LEBENSMUTIG Podcast erschienen. 

In der 42. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (DAG SHG) widmete sich ein von der NAKOS moderierter Workshop mit einem Dialogforum zum Thema: „Junge Selbsthilfe - Was wird wirklich gebraucht!?“ den Bedarfen der jungen Zielgruppe.

In 2022 gründete die NAKOS mit den für dieses Themengebiet in den einzelnen Bundesländern Verantwortlichen die "Fachgruppe Junge Selbsthilfe" mit dem Ziel, den bundesweiten fachlichen Austausch auf diesem Themengebiet zu fördern.

Im Rahmen einer bundesweiten Befragung "Selbsthilfe im Blick 2022" wurde seitens der NAKOS u.a. eine Erhebung zu den Kooperationen von Selbsthilfe-Kontaktstellen mit Bildungseinrichtungen durchgeführt. Die Ergebnisse der Befragung werden in NAKOS INFO 126 "Schwerpunkt: Junge Selbsthilfe vernetzt sich" vorgestellt.

 

BAG SELBSTHILFE

Erschließung des Themas Junge Selbsthilfe in der Bundesarbeitsgemeinschaft
 

Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. (BAG SELBSTHILFE) wendet sich auf Bundesebene dem Thema Junge Selbsthilfe mit Projekten und Veranstaltungen zu.

Die BAG SELBSTHILFE entwickelte unter anderem das "Strategiepapier: Gewinnung junger Menschen für die Selbsthilfe“ im Rahmen des Projektes „Aktive Mitglieder gesucht“ sowie weitere praxisorientierte Hilfestellungen für die Mitgliedergewinnung und -aktivierung auf dem Hintergrund veränderter Engagementstrukturen und neuer Lebensrealitäten.

In 2022 initiierte die BAG SELBSTHILFE eine Online-Veranstaltung für und mit jungen Selbsthilfe-Engagierten zum Thema „Modelle junger Selbsthilfe im Dialog“. Unter dem neuen Titel „self help theory“ und mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung werden diese regelmäßigen Austauschtreffen für junge Menschen, welche sich verbandlich oder außerverbandlich für Selbsthilfe engagieren, einer Selbsthilfegruppen angehören oder selbst Betroffene oder Angehörige einer chronischen Erkrankung oder Behinderung sind, fortgeführt. 

Zudem projektiert die BAG SELBSTHILFE auch verstärkt junge SocialMedia-Formate, etwa mit dem YouTube-Kanal „BAG Selbsthilfe“ und dem YouTube-Kanal „Jugend und Behinderung“ sowie seit 2020 mit dem Podcast-Format "Der Selbsthilfe Podcast".

 

Neue Ansätze

„Verjüngung“ der Selbsthilfe-Unterstützung durch neue Formate
 

Dem Engagement der „jungen Wilden“ und ihrer professionellen Unterstützer*innen ist es zu verdanken, dass moderne, digitale Formen der Öffentlichkeitsarbeit das Image von Selbsthilfe auffrischen. 

Medienformate wie das Medienprojekt Wuppertal e.V., das Modellprojekte aktiver Jugendvideoarbeit konzipiert oder das Video-Projekt "Ich finde meinen Weg" der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) und der BZgA sollen die Selbsthilfepotentiale junger Menschen stärken und die Vorurteile gegenüber dem Thema Selbsthilfe abbauen.

Neben etablierten Online-Formaten, wie dem Portal der NAKOS Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht? oder dem Lebensmutig. Junge Selbsthilfe Blog sowie dem zugehörigen Podcast entstehen laufend neue onlinebasierte Selbsthilfe-Projekte, Workshop-Formate und Selbsthilfe-Blogs. Exemplarisch können genannt werden InCogito: Der Blog für dich von Jungagiert e.V., der Podcast Kopfsalat sowie der YouTube-Kanal frnd.tv von Freunde fürs Leben e.V., die Peer-Beratung PEER4U vom Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V. oder auch das Junge Krebsportal mit dem Podcast Jung & Krebs - Wissen für junge Betroffene. Allen Formaten ist das Ziel gemein, Selbsthilfe für junge Menschen in neuen Medienformaten niederschwellig gestalten zu wollen und „bunter“ als das herkömmliche Selbsthilfeengagement.

Innovative methodische Ansätze werden erprobt, um die Selbsthilfeunterstützung für unterschiedliche Zielgruppen, auch für die der jüngeren Menschen, besser zu erschließen (z.B. In-Gang-Setzer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes).

Von der KOSKON NRW ist in 2023 die erstes Ausgabe des Newsletters Junge Selbsthilfe TREFFpunkt LEBEN erschienen, der halbjährlich einen Einblick in die junge Selbsthilfelandschaft in NRW gibt.